Das junge Nashorn (I)  Kommentare
Tief in den Steppen Afrikas
sah an dereinst ein Jungtier rennen,
es trug ein Horn auf seiner Nas,
mehr konnt es nicht von sich erkennen.

Es war wohl seinem Muttertier
schon früh gründlich verlorn gegangen,
denn es erkannte gar nichts hier
und wusste auch nichts anzufangen.

Es kannte nicht mal seine Art,
so dass es auch nicht fragen konnte,
wo sich wohl seinesgleichen scharrt,
und ob es sie zu suchen lohnte.

So traf es schließlich einen Storch,
den schien sein Leben weit zu treiben,
es fragte ihn, er sagte: „Horch,
das will ich dir genau erklären!

Vieh mit zwei Hörnern kenn ich schon,
mit grauen, braunen und mit weißen,
doch du, du hast nur eins davon:
du musst dann also Einhorn heißen.

Vom Einhorn heißt es überall,
es soll nur wenige noch geben:
darum bist du ein Einzelfall
und musst alleine weiter leben.

Ich aber hätte nie gedacht,
trotzdem ich um die Erde fliege,
dass ichs jemals so weit gebracht,
ein Einhorn echt zu sehen kriege!"

So sprach der Storch und flog dahin;
das Jungtier straffte seine Glieder
und hob erhab'nen Blicks das Kinn,
so stolz war nie ein Nashorn wieder.