Das alte Nashorn (II)  Kommentare
Ein Nashornweibchen schritt bedacht
an einem afrikan'schen Morgen
nach einer halb durchwachten Nacht
die Steppe längst ganz voller Sorgen.

Sein Junges war am Tag zuvor
ganz unerklärlich weggekommen,
dass es sein Leben leicht verlor,
so dachte es bei sich beklommen.

Da trat ein Storch in seinen Weg
und faselte von großer Ehre
und von dem höchsten Privileg
und ach, wie stolz er darob wäre.

Er hätte nun zum zweiten Mal
an diesem segensreichen Morgen
entdeckt ein Einhorn und zumal
dieselben sonst doch wohl verborgen.

Nachdem das Nashorn ihm entlockt,
den Weg nach dort ihm zu beschreiben,
woher er kam, und abgeblockt,
dem Storch ein Autogramm zu schreiben,

traf es auf seinem Weg dahin
das Jungtier, das er erst verloren;
das schritt mit stolz erhob'nem Kinn
und fühlte sich hochwohlgeboren.

Von seiner Mutter aufgeklärt
begriff es schnell die wahre Lage,
das schien ihm auch nicht ganz verkehrt
als Antwort auf die Herkunftsfrage.

Nun, da es wusste, lag's ihm fern,
die eig'ne Herkunft nicht zu lieben;
doch tief im Herzen ist es gern
das stolze Einhorn stets geblieben.