SPÄTNOVEMBERSONNTAGMORGEN  Kommentare
Ich stehe hier auf meines Gipfels Felsenhaube
und schaue zu dem Tanz vollführt von gold'nem Laube,
die Glocke klingt im Tal dort drunten bald schon heller
und mancher Schritt im Wintereise wird dann schneller.
Wo alle Welt versucht, dem Eis sich zu entreissen,
da singt für mich die Eisprinzessin schönste Weisen.
In meinem Ohr klingt allzu leise zartes Weinen,
es will mir wie ein stiller Abschied scheinen.
Denn selber weint er nicht, wie ich ihn so beweine,
er weiss vom nächsten Jahr, dass er erneut erscheine.
Doch nun sagt er lebwohl, wie allzeit spät im Jahre.
Das Zepter senkt der milde Herbst, der wunderbare
und reicht Advent, dem Bruder, seine schöne Krone,
die er empfängt ein jedes Jahr zum reichen Lohne.
Taucht er doch Jahr für Jahr die Welt in seine Milde
und macht sie insgesamt zu seinem schönsten Bilde.
Wie sehr scheint Farbe mir vom Herbste bloss geliehen,
wie sehne ich zurück die weichen Nebel ziehen.
Oh, Blätterwald, zu meinen Füßen liegst du nieder,
es klingen aus die frohgesung'nen Wanderlieder,
der Nebel steigt aus tiefen Grotten noch zur Erde,
der Nordwind rauh verkündet, dass bald Winter werde,
die Nacht gewinnt dem Tage Stunde ab um Stunde
und bald dreht Vater Frost mit Eis und Schnee die Runde.
Und alles dies verkündeten des Herbstes Boten,
am Boden nun, die gold'nen Blätter, braunen, roten.
Es fragt ein Vöglein mich herab von kahlem Aste,
ob auch auf mir bald kalter Hunger laste.
Ich sag ihm: Vöglein, schweige nur von deinen Sorgen,
ich will dich füttern alle Tage, heut und morgen.
Du sollst dich freuen, dass dir auch kein bißchen fehle,
du und die Blätter kennt den Hunger nicht der Seele.
Ich singe euch in stillen, aber höchsten Tönen
und möchte mich wie ihr mit dieser Welt versöhnen.
Mein Herbst, hilf du, die Menschen friedlich nun zu stimmen,
lass doch den Funken meiner Hoffnung nicht verglimmen,
nimm doch hinfort mit dir den Wahnsinn aller Tage
und lass zurück die Menschen ohne Plage.
Einhundert Mal ging ich in deinem Reif spazieren,
noch tausend Mal möcht ich mich gerne dort verlieren.
Ach könnt' man immer nur an deiner Pracht sich laben,
doch zu begrenzt die Welt, um Schönheit mehr zu haben.
Oh, lass mich doch mit dir einmal im Jahr kurz wachen
und sonst im Schlaf wie du dem Weltentreiben lachen.
Ein gold'nes Licht erfüllte alle meine Träume
und wachte, dass ich zeitig keine Stunde säume.
Die Träume, ja, sie stehen treu an meiner Seite,
wie mir die Welt auch immer Schmerz bereite.
In Traums Gestalt befängt mich warme, dunkle Stille,
sie fasst mich um, es treibt hinfort ein jeder Wille.
Mit leichtem Schwung füll ich die Luft mit tiefen Farben
und streiche fort vergang'ner Tage tiefe Narben.
Und diese Zeit umfängt mich oft mit solchen Träumen
im bunten Laub von kalterstarrten mächt'gen Bäumen.