WELTERWACHEN  Kommentare
Durch graues Holz, bedächtig meine Schritte,
schreit' ich, im Herzen eine stille Bitte.
Ein Tag so hell, geborgen alles Hoffen,
durchfließt den Winter, den kalten, leeren, schroffen.
Und dass, wie er durch dunkle Stund beizeiten
die Welt, das Leben alljährlich wird begleiten,
so hoff' ich still auf Frieden in den Herzen,
dass er den Menschen lenkt durch seine Schmerzen.
Denn Liebe muss durch seine Adern fließen,
dass wie hier Knospen von schönem Leben sprießen.

Bald scheint hier wieder das satte Grün der Buchen
und zwischendrin erkennt ein wenig Suchen
das Birkenweiss, das zaghaft wieder leuchtet,
von frischem Tau zur Morgenstund befeuchtet.
Und erste Strahlen von heller Sommersonne
berührn die Welt mit wohlig-warmer Wonne.
Ein milder Hauch durchweht von Süd die Lande,
durchbricht des Eis' und Nordwinds kalte Bande.
Er spielt schon bald in mächt'gen Baumeskronen
manch' fröhlich Lied, das Wand'rer singend lohnen.
Ein wenig lichter stehn schwarzgemalt die Bäume
und Hecke, welche wie Spitze Wälder säume.
Ich tret hinaus in meinen Blumengarten,
so gerne würd' ich den Sommer hier erwarten.

Durch leises Grün streift wieder heut mein Schauen,
Naturerwachen schenkt neu mir mein Vertrauen.
Durch all' die karge, graue Wintererde
bricht manche Knosp', dass sie zur Blüte werde.
Auch zarte Sposse seh ich in Bäumen hangen,
die Farb' entflieht, die schon so lang gefangen.
Es sammelt wieder der Wolkenhimmel Regen,
die weisse Decke will er nicht länger legen.
Man spürt die Welt nicht länger schlafend liegen,
bald wird es Krabbeln überall und fliegen.
Bald tönt ein Summen und ein Zirpen wieder,
bald singt die Fauna neue Liebeslieder.

Solange hör ich stille Vogelstimmen
und ihre Lieder, die durch Leere schwimmen,
Wie stolz gesung'nes und frohes Siegesschallen
in alter Reiche hochwürd'gen Königshallen.
Noch steht die Heide in astig-trocknen Bahnen,
doch lässt schon knospen die Farbenpracht erahnen,
die einst die Täler und sanften Hügel füllet
und diese Welt in wachen Zauber hüllet.
Noch ziehn die Wolken allein am blauen Himmel,
schon bald erwartet er neuerlich Gewimmel.
Bald ziehn die Vögel zurück in großen Schwärmen,
wenn sich hier Flure und Teiche wieder wärmen.

Bald wolln wir wieder auf bunten Wiesen liegen,
wenn über uns die Schwalben wieder fliegen.
Bald tanzen wir erneut durch grüne Auen
und unser'm Glück wolln wir erneut vertrauen.
Bald streifen wir durch satte Blätterweiten,
wo sich noch heut die grauen Hölzer breiten.
Wir tauchen bald in sanfter Wasser Wogen
und treiben dort, von leichtem Wind gezogen.

Die Zeit wird uns mit stillem Glück umspülen,
wenn wir den Sommer uns warm durchfließen spüren.
In jeder Knospe find ich dies alles heute
und kenne nichts, das mich so innig freute.
Erneut beginnt heut allseits neu Gedeihen
und Stund um Stund erwacht ein neues Seien.
Wie wunderbar ist immernoch dies Sehen:
wenn auch die Wunder jährlich neu entstehen.

O, Mensch, spür doch dies herrliche Erwachen
und wecke neu in dir das frohe Lachen.
Lass, wie die Welt sich hingibt neuem Leben,
dein Herz auch nur nach Fried und Liebe streben.
Verbanne Hass und Tod aus deinem Denken;
muss Menschen stets der Unmut weiter lenken?
Ein erstes Zögern, erkannt in deinen Augen,
Mensch, lässt mich weiter an gute Enden glauben.