Wenn mich jemand, was natürlich praktisch nie geschieht, nach meiner Lieblingsjahreszeit fragte, dann musste ich lange Zeit wahrheitsgemäss mit "Winter" antworten. Denn als kleines Kind gabs nicht schöneres als zugefrorene Seen, Schnee, Weihnachten, Schnee, Eiszapfen, Schnee usw.
Inzwischen hat sich das allerdings geändert, denn eindeutig unterschätzt ist der Herbst. Der goldene Herbst, der die letzten Früchte reifen lässt und die schönsten Lichtspiele des Jahres hat. Der bunte Herbst, der mehr Farben hat als die Blütenmeere des Frühjahrs. Der wehende Herbst, der mit seinen Stürmen die Welt aus den Angeln heben will und es doch nie schafft. Auch der graue Herbst, der mit seinen Nebeln die Welt einhüllt und mit seinen Wolken den Himmel verdeckt und alles so unwirklich scheinen lässt.
Keine Jahreszeit ist so geeignet für Sehnsucht, für Wehmut, für Tee, für warme abende, an denen es draußen ekelig ungemütlich ist. Der Herbst, das ist für mich gleichzeitig ganz einfach die Zeit zwischen meinem Geburtstag (20.9.) und Weihnachten (24.12.). Was sich ja auch fast mit dem kalendarischen Herbst deckt (23.9.-21.12.). Diese Zeit umfasst auch Erntedank (bzw. für unsere angloamerikanisch orientierten Leser: Halloween), St.Martinstag (mit dazugehörigem Markt), den Wechsel des Kirchenjahrs und damit schliesslich und besonders: die Adventszeit und die Weihnachtsmärkte.
Diese Zeit ist in ihrer Charakterhaftigkeit im Jahr meiner Meinung nach unübertroffen und dafür viel zu wenig geliebt. Und da ich sie besonders mag, habe ich ihr nun diese eigene Kategorie gewidmet.