So, und da haben wir's: Teil 3, das ende des Epos, der Teil, der nicht mehr fortgesetzt werden kann, es sei denn durch die Teile 4; 5; 7; 6; 3,5 ; und 2,5 und das in der Reihenfolge.
Also: Fred und die deutsch Bahn, Teil 3: Die Rückkehr der Selbstgespräche.

Der Inhalt der Vorgeschichte ist schnell zusammengefasst: es waren einmal zwei Studenten, die wollten in die weite Welt hinaus, das ging nicht, also sind sie auf Salzburg verfallen. Nach geraumer Schürung jedes Zweifels gegenüber des Vorhandenseins von Intelligenz bei Angestellten der Bahn und überhaupt deren ganzen Un-Systems haben der Held und sein Begleiter, also wir, ach was red ich, schaut euch doch die andern Teile an. Hier jetzt Teil drei:

Der Held, ich, also der tragische, also insbesondere ich, und, um es genau zu nehmen, nur ich, zog also im unerbittlichen Spiel um die Ehre des letzten Gefechtes den kürzeren Strohhalm, genauer bezeichnet mit einigen 100 euro, die ich vor meinem treuen Begleiter durch alle bisherigen Gefahren in Händen halten würde. Dies bedeutete, das ich mich in die Höhle des Löwens zu stürzen hatte, dass ich mich aufopfern würde, um in eben dieser die alles entscheidenden Karten zu erwerben, die uns mit dem nötigen Sachverstand (ich weiß, bei der Bahn ein deplazierter Begriff) und einer Menge Glück zu dem von uns auserkorenen Ziel führen sollten.

Und also habe ich mich, mir meiner Rolle als großer Kämpfer bewusst, voller Mut und mit einer Menge Optimismus bewaffnet, aufgemacht, um diese Aufgabe zu meistern. Ich hatte einen Tag Zeit und, nach eigenen Schätzungen ca. einen halben Tag Geduld, und schließlich, nicht zu vergessen, nur einigen Stunden ein Auto, weswegen sich die ersteren beiden glücklicherweise gar nicht auszuwirken hatten.

Über die Fahrt zum Zentrum der Ohnmacht der deutschen Bahn, materialisiert in sogenannten "Bahnhöfen" insbesondere dem im schönen Lüneburg, ist nichts zu sagen, was an Dramatik mit der restlichen Geschichte konkurrieren würde, weswegen ich es einfach weglasse und weder einzelne Worte noch gar einen eigenen Absatz darauf verschwende, denn so sicher bin ich mir nicht, dass meine Zuleser (hmm) diese Geduld mit mir haben.

Ups.

Jedenfalls traf ich ein in Lüneburg und hatte eine Liste mit weiteren Ärgernissen abzuarbeiten, die in der Hölle selbst, dem Lüneburger WeihnachtsVorverkaufsEndzeitInnenstadtLebenUndTreiben, abliefen und über welche in einer anderen Geschichte berichtet werden soll.
Ich begann nun, ausgefüllt mit einem Rausch an Optimismus und guter Laune, entstanden aus ständiger Selbsttäuschung und einem der klassischsten und intensivsten Schutzmechanismen des menschlichen Instinktes, mit einem solchen Gefühl der Überlegenheit also begann ich meine Schritte in Richtung Untergang, in Richtung DB-Reisezentrum zu lenken.
Und wie schnell sollte mich die bittere Realität zurück auf den Asphalt der Tatsachen reißen!! Genau genommen war es keine geringere als die höchste Geschwindigkeit des Universums, die vermittels ihrem neutralen Anwenders, des Lichtes, die Bilder des Schreckens, die optischen Schreie der Gequälten sofort zu meinen Augen trug, als ich das jüngst aufwendig mit Schönheit getarnte Gebäude, das doch nichts weiter war als Bahneigentum, zu sehen bekam.
Denn dort, aus der Halle bis ins Freie hinaus standen sie, die armen Seelen, die mit dem letzten Mut der Verzweiflung es gewagt hatten, sich einzureihen in die Schlange, die geradezu biblisch verführte mit der Aussicht auf Tickets und doch nur in der Abgrund des Verderbens stürzen ließ, wen immer was immer geritten hatte, sich ihr einzuverleiben.

Von diesem Anblick derart zusammengekramft, dass mir nicht mal mehr wusste, wie simple Pronomina benützt oder pluralisiert werden, geschweige denn, wann "p"s in Krämpfen vorkommen, wandte ich mich ab und dem geringeren Übel zu, der schon erwähnte Innenstadthölle.

Und dann, nach dem bestehen mancher Geist- und Konditionsreduzierenden Abenteuer ebendort, kam der Augenblick der Entscheidung. Ich wandte mich zurück zum Ausgangspunkt allen Schreckens, eben dem des Bahnhofes. denn immer noch bewegte sich die Schlange nur unmerklich vorwärts, wogegen sie sich in ihrer Länge unaufhörlich auszudehnen wusste. Also stürzte ich mich, gefühl- und gedankenlos an ihr Ende und ward sofort erfasst von ihrer praktisch nicht vorhandenen Dynamik und in eine hirnverachtende Trance des Vorwärtsrollens im Nanometerbereich versetzt. So also sollte mein Leben enden: in einer Schlange an einem Schalter der deutschen Bahn, der mit euphemistisch als "Kundenbetreuer" titulierten Menschen... hm, vielleicht das falsche Wort, Bahnangestellten besetzt war.

Und dann geschah das wunderbare, dass, was uns als Rasse so groß macht, was uns in den großen Katastrophen unserer Zeit, den Fluten, den Erdbeben, den terroristischen Anschlägen und Schlange an Bahnhöfen, neuen Mut schöpfen lässt und uns hindurch geleitet:
Die Mitmenschen entdecken ihre längst verloren geglaubte Bereitschaft und Fähigkeit zur Kommunikation, ihre Hilfsbereitschaft und einen nie endenden schwarzen Humor.
Zumindest letzteres taten die Vorbeischreitenden mit breitem Grinsen, wofür sie von einigen Mutigen aus unseren Reihen durch bittere und nachhaltige Verachtung bestraft wurden, so nachhaltig, dass eben selbige Mutige ihnen, sie verachtend, bis zu ihren Zügen folgten und dort ihrem eigenen, grausamen Schicksal, eben jenen Zügen, überließen.
Diesen Heroen unseres Standes wurden selbstverständlich, einem ungeschriebenen Ehrenkodex der Geächteten folgend, ihre Plätze unter uns, in der Schlange des Verderbens, freigehalten.

Und dann kamen die härtesten Minuten. Eine Zeit, in der man mit ansehen muss, wie immer mehr der Mitstreiter, der Verfechter des eigenen Gedankenguts von freiem Reisen und Bezahlen der Tickets dafür, aufgaben. Sie verließen ihre Plätze, gaben unwiderruflich auf, verloren ihre Geduld, ihre Motivation, ihre Verzweiflung oder ihren Verstand und gingen, verfolgt von sehnsüchtigen Blicken und Tränen der weniger gefassten unter uns, hinaus in die Freiheit. Eine Freiheit ohne Bahn oder Reisen, ohne Sorgen.
Und so gingen sie hin, die Wartenden und die Minuten. Und immer näher rückte das Ziel, der Schalter, und mehr wurden die Aufgebenden, die Verzweifelten, die Schlafenden und die seelischen Wracks, die ihre Tortur mit dem Verlassen des Schalters beendeten. Weniger hingegen wurden Mut, Geduld, Sauerstoff und, unmerklich, die Meter zum Ende.

Über die weiteren Szenen, die mich an den Schalter führten, die mich direkt Auge-in-Auge mit meinem nächstliegenden Schicksal erzittern ließen, sei an dieser Stelle der Mantel der Liebe gebreitet.

Nun also stand ich dort, direkt am Schalter und die ersten Blicke trafen sich, die ersten flüchtigen Andeutungen des bevorstehenden Machtkampfes zwischen Intelligenz und System der Bahn wurden deutlich und dann kam es:

Die Werbung am Höhepunkt der Spannung. Kauft mehr Kekse.
(Da dies keine kommerzielle Verwertung ist, verzichtet der Autor auf weitere Werbeeinlagen.)

Also: Der dramatische Höhepunkt, gipfelnd in der totalen Resignation, bahnte sich an und wurde durch ein kurzes, aber alle Verachtung für den Kunden und gleichzeitig alle Bewunderung für dessen physische und psychische Leistung bis hierher enthaltendes "G' Tag" von Seiten der Bahn eingeleitet. Im folgenden sei das Gespräch wiedergegeben. Es sind dabei: F: ich selbst, Fred, Held ; B: Die (ja, auch noch weiblich, sorry an alle gebildete Leserinnen, aber ihr könnt ja lesen, da habt ihr der Person etwas voraus, um die es geht) Bahnangestellte, das Böse, der Katalysator des Systems ; P: eine dramatische und nicht erfundene Pause, nicht zu unterschätzen in Dauer und psychologischer Wirkung.
Also dann:

F: Ich hätte gerne Tickets von Hamburg nach Salzburg, zwei Personen, keine Bahncards, für den 29.12., Abfahrt ca 20:00 Uhr, mit Rückfahrt am 4.1. ebenfalls ca 20:00 Uhr, so günstig wie möglich.

B: Gerne. Von hier aus?

F: Nein, von Hamburg aus.

B: Gerne. Und wohin?

F: Salzburg.

B: Gerne. Sie alleine?

F: Nein, zwei Personen.

B: Gerne. Erwachsene?

F: Ja.

B: Gerne. Oder Kinder?

F: Nein, Erwachsene, beide.

B aus Gründen der Langeweile lasse ich das "gerne" weg, man denke es sich immer bei B: als erstes.) Bahncard?

F: Nein.

B: Keiner?

F: Nein.

P:

B: wann?

F: 29.12. 20:00 Uhr

B: Und welche Uhrzeit? abends?

F: Wir sind da flexible, wir hatten gedacht...

B: Ahso, jedenfalls geb ich mal 22:00 Uhr ein, ok?

F: ok.

B: Sind sie mit einer Verbindung via Augsburg und München einverstanden?

F: Ja.

B: Gut, dann suche ich etwas anderes.

P:

B: ähm.

P:

F: wir nehmen irgendeinen Zug, irgendeine Abfahrtzeit, Hauptsache, wir kommen am 30. an.

B: hmm.

P:P:P:P:P:P:P:.....

F: DA; GEBEN SIE MIR DIE DA!!!!!!!!!!

B: Diese?

F: JAJAJAJAJA, bitte....

B: ok, dann suchen wir mal einen Wagen aus...

An dieser Stelle unterbreche ich die Darstellung für einen Kommentar. Was der Leser/die Leserin nicht wissen kann, ist die Tatsache, dass während der Pausen ein eifriges eingeben sämtlicher Daten erfolgte, das jedes Mal im Finden und Verwerfen eine geeigneten Verbindung endete. Zuletzt habe ich darauf bestanden, irgendeine zu nehmen, ohne Rücksicht auf die irrsinnige Auswahl von nicht-fahrenden, aber im Rechner außerdem noch aufgeführter Züge.
Weiterhin folgte auf diese Prozedur eine Auswahl der Wagen, wobei noch einmal ca 2 Dutzend Züge rausgesucht und wieder verworfen wurden, weil in ihnen keine freien Plätze mehr zu finden waren. Nun ja, schließlich fand sich ein Zug, in dem noch zwei Plätze frei waren, die ich dann sofort für mich beanspruchte und die Hinfahrt, sowie mein Nervenzusammenbruch waren gesichert. An dieser Stelle machen wir weiter mit dem Gespräch:
B: So, nun die Rückfahrt.

F: ok...

B: Ab salzburg?

F: ja...

B: Nach Lüneburg?

F: Nein, HAMBURG...

B: Ahja, zwei Personen?

F: jaa....

B: beide erwachsen?

F: jaaaa....

B: ohne Bahncard?

F: Nein, inzwischen werden wir uns in Österreich welche kaufen.

B(keine Ironie verstehend): Die sind hier aber nicht gültig!

F(jede Ironie bereuend): Dann ohne, keine bahncards einfach so...........

B: Abfahrtszeit?

F: Sch****egal, IRGENDWANN, EINFACH NUR ZURÜCK, BITTE B I T T E

B: ok.

P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:P:

P:P:P:P:

P:

P:

P:

B: AHH!

F(aufwachend): hm?

B: ach nee.

P:
P:
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P:
T:
P: was machst du da, Timeout?
T: ich dachte, ich bring mich mal ein...
P: son Quatsch, dich gibts hier nicht.
T: O, menno.
P: RAUS!!
T: dann geh ich halt!
P: Na los!
T: Tschüss!
P: Idiot!!
P:
P:
p:
p:

B: da ist etwas frei!!

F: frei? wo bin ich? wer bin ich? achso, ja, frei. toll. gekauft.

B: Aber nur Raucherabteil.

F: hmm. (<-- GROSSER FEHLER)

B: Stimmt. ich such weiter.

P:
P:
P:
P:
P:
P:
P:
P:
T: HA! Diesmal hab ich meinen Kumpel mit!!
H: TATA!
P: Halbzeitpause? WAS WILLST DU HIER???
H: Ich helfe eben gerne
P: VERSCHWINDET, ALLE BEIDE!!
T: Nee
H: Warum denn?
P: weil ihr hier nicht vorkommt. Bahnfahren ist kein Sport, noch nicht!!!
T: Nicht?
H: Was hast du mir da wieder erzählt?
P: NEIN. RAUS.
T: Aber ich dachte...
H: Du Idiot und ich mach mich hier wieder peinlich.
T: Tut mir Leid, ehrlich...
H: Pah.
P: H A U T E N D L I C H A B !!!!
T: Tsch...
P: SCHNAUZE ZU UND WEG!
P:
P:
p:
P: Sorry, kann selbst kaum die Größe wahren...
P:
P:
P:
B: DA!

F:

B: Ich hab was!!

F: gg.

B: Liegewagen zweiter Klasse, zwei Personen.

F: Ah.

B: Kostet allerdings 44 Euro mehr. pro Person.

Einwurf: Nach kurzer Bewusstlosigkeit erlangte ich mein Bewusstsein und, völlig unerwartet, meine Fähigkeit zu zivilisiertem Flehen und Betteln wieder.

F: Dann nehmen wir das Raucherabteil.

B: Oder ich such weiter...

F: NEIN! NEIN ! Bitte nicht... nicht weitersuchen... geben sie uns Raucherabteil... mit vielen Rauchern... Hauptsache ungesund... wir hassen Gesundheit und Bequemlichkeit... bitte bitte, Raucher... ... ...

B: Na gut. Ich beginne mit dem Druck der Karten.

P:

B: so.
P: wie, jetzt komm ich nicht mal mehr zum Zug? wasn das?

F&B: SCHNAUZE, PAUSE!!!

B: So, das macht dann...

(man erinnere sich an die Preisauskunft von 292 Euro)

...242 Euro.

An dieser Stelle war ich soweit, das als einen einmaligen Erfolg, als einen Kuss der Fortuna zu betrachten. Ich schmiss das Geld hin, raffte meine vielfältigen Kartenvarianten und all jene schön bunten und absolut nichts informatives enthaltenden Reisepläne zusammen und verließ mit einem Stoßseufzer und raschen Schritten, die aufgrund meiner eingeschlafenen Beine unglaublich erheiternd auf die nach mir leidenden gewirkt haben müssen, den Bahnhof.

Und so geht dies, wie jede dramatische Geschichte der modernen Kunst mit einem unlogischen und viel zu kurzen Ende aus, sodass die Vorgeschichte absolut überbewertet erscheint und das ganze in einer Enttäuschung gipfelt, die einen fluchen lässt über das schöne Geld, dass man darauf verschwendet hat. hehe.

und das letzte Wort hat:

H: nee.