Und hier stehe ich wieder. Es ist nicht einfach, für das Gefühl, das mich im Moment bewegt, die richtigen Worte zu finden. Nach vielen Stunden in dunklen Kellern, zunächst beim Wälzen von Gesetzbüchern, auf deren Inhalte ich meine Argumentationen aufbauen wollte, dann in der Einzelzelle des Hochsicherheitsgefängnisses, die ich seit der Präsentation meiner Ergebnisse innehatte, nach all diesen Stunden des Müdewerdens, Übernickens, Geweckt und Rausgeschmissenwerdens, habe ich es nun doch endlich geschafft:

Ich darf den siebten Teil meines Meisterwerkes veröffentlichen. D.h. genau genommen MUSS ich es tun. Und noch exakter ist dies der einzige Weg, um meine Glaubwürdigkeit zu beweisen, die einzige Grundlage ist für die vielen kleinen rosa Stoffquasten, die mir so ans Herz gewachsen sind und nun operativ entfernt werden müssen. Wie dem auch sei, es bewegt mich, solange sie noch da sind, eines der unbeschreiblichsten Gefühle, die ich je erlebt habe. Ich... wenn ich... also, lasst es mich so sagen... ich könnte.... ich weiß einfach nicht. Wie heißt denn dieses Gefühl, das nicht mehr Langeweile, aber auch noch nicht Agonie ist?

Nun, der Rechtsstreit. Darüber genauer zu berichten, wäre außerhalb einer lebenfüllenden Diskussion über Sinnlosigkeit nicht möglich, weswegen ich auch hier Abstand davon nehme und eben nur die Ergebnisse zusammenfasse:

1.) Ich darf jederzeit mein Werk veröffentlichen, solange niemand etwas dagegen hat und ich auch in der Lage dazu bin und niemand dadurch weniger Geld verdient , als er ohnehin nicht verdient hätte.

2.) Die "Interessengemeinschaft der Darstellung der Bahn in der Öffentlichkeit, die repräsentiert wird durch zB. Foren auf Seiten, deren Bezug zu einem Thema öffentlichen Interesses eher als fragwürdig eingestuft werden muss" kurz: IgdDdBidÖdrwdzBFaSdBzeTöIeafewm muss sich ab sofort wegen ihres verwirrenden Namens umbenennen in "Interessengemeinschaft der schriftlichen Darstellung derjenigen Bahnen, die auf zwei Schienen fahren, in dieser oder jener Öffentlichkeit, welche unter anderem repräsentiert wird durch zB. Foren auf Seiten, deren Bezug und Zusammenhang zu und mit einem oder mehreren Themen mehr oder minder öffentlichen Interesses eher als doch meistens ziemlich fragwürdig eingestuft werden könnte, wenn denn niemand was dagegen hat und derjenige, der einstuft, auch dazu in der Lage ist und niemand dadurch weniger Geld verdient, als er ohnehin nicht verdient hätte." Kurz: IdsDdBdazSfidojÖwuarwdzBFaSdBuZzume omTmomöIeadmzfewkwdnwdhuddeadidLiundwGvaeonvh.

3.) Jede Produktionsfirma für Kunst in Foren muss ab sofort, sofern sie Cola light in Automaten anbietet, dafür sorgen, dass die Cola mindestens eine Temperatur hat, der man in der Umgangssprache die Bezeichnungen "dünnflüssig" und "pisswarm" zuordnen würde. Plusminus 0,25 °C.

4.) Jede Produktionsfirma für Kunst in Foren muss ab sofort, sofern sie KEINE Cola light in Automaten anbietet, dafür sorgen, dass anstelle eben dieser Automaten eine mehrseitige Begründung zu deren Fehlen dem Inventar beigefügt wird, wobei als Gründe für das Fehlen jeweils nur "Die unter Punkt 3 genannten Bedingungen sind zu hart", "Das türkis-blutrote Karomuster passt nicht zu den lila gestreiften Tapeten" oder "Wolln wir nicht" gelten.

5.) Jeder Automat, der aus einem der oben genannten Gründe NICHT mehr eingesetzt wird oder gar nicht erst angeschafft, hat ein Recht auf eine Entschädigung und eine lebenslange Rente, zu zahlen zur Hälfte aus der Portokasse jener Produktionsfirma für Kunst in Foren, die ihn nicht oder ungenügend eingestellt hat und zur anderen Hälfte aus einem Fonds für diskriminierte Automaten, in den ausschließlich der Staat einzahlt.

6.) Kekse sind lecker.

Nun, da ich also solcherlei überragende Erfolge vor Gericht mit meinem bisherigen Leben, meiner Geduld, einiger Zeit und dem größten Teil meines Verstandes billig erkauft habe, kann ich mit der Veröffentlichung des siebten Teils beginnen:

Fred und die Bahn, Teil 7 - Die Rückfahrt

...und so waren sie nun angekommen, am Bahnhof in Salzburg, dieser letzten Bastion, die noch zwischen ihnen und dem totalen Wahnsinn der Deutschen Bahn stand, die schon begierig ihrerseits tagelang nach Rache lechzte für das Überleben der Hinfahrt unsererseits. Doch wirklich beruhigend war der Bahnhof nicht, denn sie wussten ja schon, dass sei in ihn und damit in ihren Alptraum selbst eindringen würden. Deswegen und wegen des schwerer gewordenen Gepäcks ging die Reise unseres Helden und seines treuen Begleiters nur zäh voran. Schließlich jedoch gelang es ihnen, den Katakomben eben jenes Bahnhofes ein Schnippchen zu schlagen und entgegen aller Erwartungen das Gleis zu finden, auf dem mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit knapp außerhalb der 2sigmaUmgebung ein Zug fahren würde, der seinerseits wiederum mit eben solcher Wahrscheinlichkeit auch die richtige Richtung und mit etwas unmenschlichem Glück auch noch ein annehmbares Ziel haben würde.
Und also stiegen sie hinein, da sowieso jedes Gefühl von Angst von den grausamen Erfahrungen mit Zügen abgestumpft und der Rest schnell mit Holunder betäubt war, schien ihnen die Sache gar nicht mehr so schlimm, wie sie ihnen schien. Leicht, ja mit einer spielerischen Leichtigkeit, die eigentlich auch nur dem Holunder zuzuschreiben sein kann, fanden sie ein Abteil, indem zu der zu erwarteten Anzahl Plätze ohne Belegung auch noch die entsprechende Anzahl von freihaltenden Menschen sich gesellte, die allerdings eben diese Funktion nicht bewusst oder gewollt erfüllten.

Schnell war klar, dass diese Personen, mit denen sie sich gemeinsam in ein Abteil quetschten, nicht die geringste Erfahrung mit Höllenqualen hatten, so dass sie relativ einfach zu beeinflussen waren. Und indem wir also unsere ganze Erfahrung bezüglich des Erleidens von Zugfahrten eiskalt und schweißnass anbrachten, erreichten wir schließlich, dass sie uns genauso ignorierten, wie wir sie, abgesehen von neidischen Blicken auf unsere verschiedenliche und dieses mal sorgfältig ausgewählte und dosierte Ausrüstung, insbesondere auf nahrungstechnischem Gebiete. Und natürlich den Respekt in ihrem ganzen Herumgemache, den sie ganz offenbar in Bezug auf unsere extreme Ruhe und die damit verbundene gezwungene Konversation, die auch noch technischen Inhalts war, hegten. Nun, wir konnte jedenfalls unseren Einfluss nutzen und verstanden auch, dies umzusetzen, indem wir sie dazu zwangen, passiv natürlich, zu reden, wenn wir redeten, zu schweigen, wenn wir schwiegen, zu schlafen, wenn wir schliefen und uns überhaupt und gänzlich in all unseren Seltsamkeiten zu imitieren, wann immer wir uns imitierten.

Als wir nun am Höhepunkt dieses subtilen Spieles mit menschlicher Angst angekommen waren,...."

An dieser Stelle denkt vielleicht mancher Leser, dass er dem Höhepunkt der Geschichte relativ nahe wäre. Stimmt. Leider geht sie nicht weiter. Also, sie ging schon mal weiter, aber das tut sie nun nicht mehr. Denn der Rest des Skriptes fehlt. Und falls jetzt Leute sagen: der hat bloß keine Lust, sich noch mehr auszudenken, das stimmt eh alles nicht, dann verweise ich darauf, dass dem nicht ist. Und ich werde auch keine dummen Ausreden bringen, wie: "Ich habe keinen Höhepunkt für die Geschichte gefunden" oder "Ich versteck sie lieber, weil sie nicht so toll ist". Das habe ich nicht nötig. Ich kann hier ganz ehrlich sagen, dass den Rest des Skriptes mein Goldfisch gefressen hat, nachdem mein Hund darauf gepinkelt hatte und danach ein Hurrikan ihn von meinem Schreibtisch in das Goldfischglas getragen hat, welches ich doch schon im Tresor verschlossen hatte, um dergleichen zu vermeiden. Naja, aber so was passiert halt. Jedenfalls hab ich daraufhin meinen Bus verpasst und meine Mutter ist bei einem Unfall auf dem Weg hierher so schwer verletzt worden, dass wir ein Pflaster kaufen mussten, was wegen der neuen Ladenöffnungszeiten erst nach Redaktionsschluss möglich war, sodass ich eine neue Version, die ich schon geschrieben hatte, mit ihrem Blut, während ich auf die Rettungshubschrauber wartete, nicht mehr rechtzeitig trockenfönen konnte, obwohl ich mich angestrengt habe.

Und deswegen geht's nicht weiter. So war das. Echt. Und es gibt im Leben eines Autors Momente, in denen er einfach nicht weitermachen kann. An denen er sein Leben hinter sich lassen muss, denn es wäre für ihn eine unerträgliche Last, seinen rechtmäßigen Platz länger innezuhaben. Und genau so ein Moment war gekommen, als ich realisierte, dass der geniale Rest meines Werkes niemals veröffentlicht werden würde. Und so werde ich also meinem Leben als Autor fernerhin entsagen, kein Bahn-Thriller soll je wieder aus meiner Feder auf ein Stück Papier oder durch meine Tasten auf Stück Bildschirm bzw. Festplatte bzw. CD bzw. Diskette bzw. ähnliches gebannt werden.

Wenn ihr dies also lest, dann werde ich bereits fern ab von der grausamen Welt das Schicksal vieler meiner Kollegen teilen: Ich werde an irgendeinem verlassenen Strand an irgendeinem kalten Fleckchen Südsee meinen übermäßigen Vorschuss versaufen.

Cheerio & Goodbye,

FRED