Tage sind dies, an denen alle Welt, obwohl sie sich weiter und weiter dreht, doch stille steht. Es liegen die Entscheidungen hinter uns, nichts macht sie rückgängig, die Wirkung jedoch lässt auf sich warten. Nun ist es Stille, die die Welt beherrscht. Das Wetter selbst ist zur Ruhe gekommen, die Sonne zieht in aller Ruhe ihre Bahn am Himmel, keine Wolke macht Anstalten, sich zu bilden, geschweige denn einen Niederschlag zur Erde zu schicken. Der Wind hat eine Pause genommen, er weht nicht länger durch die Strassen, er läßt die Bäume in Frieden. Ihrerseits haben diese das Knospen und wachsen für einige Tage eingestellt, auch die Blumen und Gräser wachsen nicht.
Der Zug, in dem sich normalerweise dicht an dicht die Menschen drängen, ist leer. Alleine sitze ich in einem Waggon, die Menschen sind alle zu Hause geblieben. Und selbst verspüre ich eine gewaltige Lust, mich dieser Ruhe hinzugeben. Ein paar Tage die Welt welt sein lassen, die Probleme Probleme und die Arbeit Arbeit.
Was wäre, wenn ich es einfach ganz ließe? Wenn diese Pause zu einem Lebensinhalt würde? Man würde einfach die welt anhalten, für sich, und sie nie wieder starten. Lass doch alle Menschen um dich hetzen und sich Sorgen machen und ignoriere es. Wer zwingt dich, Teil zu haben an diesem Chaos?
So gehen die Gedanken. Dann aber steigen weitere Menschen zu mir herein. Und mit ihnen kommt die Erinnerung. Die Erinnerung an Tage, an denen es kalt ist in der welt und man sich wärmen möchte. Tage, an denen man sich festhalten muss, weil die welt sich unter einem wegdreht. Tage, an denen man nicht einfach einen schönen Tag hat, denn das wetter ist ungemütlich, die Züge voller Menschen, die Welt voller Hektik. Und dann fragt man sich: Wo kann ich mich wärmen, wo mich festhalten, wo Ruhe finden? Und dann weiss man, was es bedeutet, was es wirklich bedeutet, Freunde zu haben und geliebt zu werden.
Der Zug fährt ab, das Leben geht weiter, auf zu einer neuen Episode. Schließt die Fenster, schützt euch vor dem Fahrtwind, er könnte euch erfrischen.
Doch ich kann ruhig hier sitzen. Nicht, weil die Welt still steht heute. Nicht, weil es ein schöner, sonniger tag ist. Sondern weil ich weiss, dass, komme, was wolle, jemand an meiner Seite steht. Weil ich Freunde habe, die nicht weichen werden. Weil ich weiss, wo ich mich wärmen kann, wo ich mich festhalten kann und wo ich Ruhe finde.
Und wegen Dir, der Du diesen Text liest. Denn so wirst Du Teil an meinem Leben haben, wie wir beide Teil haben an der Welt, und wir sind so nicht länger die kleinen, zerbrechlichen Einzelteile, die verloren gehen, sondern wir haben und zu etwas größerem gefügt.
Wenn mein Zug ankommt, dann ist wieder ein Stückchen Reise vorbei, wieder ein Schritt getan, ein weiteres Teil zu dem Puzzle gefügt, das als Bild mit so vielen anderen zusammen die Welt ergibt. Mögen die Menschen sagen, was sie wollen: diese Welt ist schön.