In Memoriam mori
Ohn' Anfang und ohn' End' ist meine Fahrt: bin ich doch rastlos Vagabund auf Suche nach Beschaulichkeit, nach Friede, nach dem Ort, wo ich geliebt nur lieben könnte, wo keiner meine Ruhe stört: allein es zweifelt mich, dass solch ein Ort bestehen kann, dem Paradiese abgezwungen, hier auf uns'rer traur'gen Welt.
Oh, wär ein Mensch, der wüßt' von solchem Eden, wär ein Mensch, der sagen könnt' mir, wo zu finden es, wär ein Mensch, der eben sagen könnt mir, wo zu suchen, 's wär ein Mensch, dem alles Glück ich wünschen wollt', das sich ein Mensch nur eben denken könnt', wenn er nicht selbst, wo er das Wissen nicht erdacht, dem Glück persönlich hätt' die Hand gegeben, als er den Flecken Himmels sah.
Es schleicht so Tag um Tag , ein jeder trüb und grau, mit dieser Such' betraut, hinfort in dunk'le Nacht. Ein Leben größter Kraft ist allzuschnell dahin, dem Tode vorgeeilt, ein traurig' Zeugnis hinterlassend: keinen Sieg nach langem Kampf. Wie meine Zeit vergeht, vergeht auch meiner selbst so eig'ner Hoffnungsschein und weicht der Trübsal Ruf nach Ruh' auch ohne Friede. Wie sehr beneid ich die, die, ihre Sehnsucht unterdrückt, in scheinbar Harmonie sich selbst betrügen können und nicht an ihrer Schwäche, die Welt nicht zu versuchen so zu finden, wie sie sein könnte, leicht vergehen und über jener Einsicht, ein Leben tatlos zu vergeuden, nicht zerbrechen.
Mir ist mit jeder Stund',die über diese Such' verrinnt, ein weit'rer Tropfen Lebenskraft, ein weit'res Stückchen Fantasie, ein weiterer Gedanke Glücks genommen und nicht wieder herzubringen. Wo mir die Angst, der Mißerfolg den letzten Atem Lebens nimmt, da scharrt mich ein und schreibt mir einen Stein: auf den ihr diese Worte setzt, damit kein Wand'rer in der Welt an ihm vorrüber gehe und sich des Ziels und Sinns der Wanderschaft, der Suche nach dem Glück nicht vollends klar geworden.